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Ein Schutzengel in der H�lle |
Feuerrot gef�rbte Locken, eine hautenge Bluse mit abgeschnittenen �rmeln, ausgelatschte M�nnersandalen ? sieht so ein Schutzengel aus?
Neun Uhr morgens. Angenehm k�hl ist es in dieser nagelneuen und blitzblanken Metro �ber dem hei�en Pflaster von Medellin. Eingekeilt in die Menge, die den Zug zum Parque Berrio erwartet, hat sich Joanne Hutchinson bei ihrem Sch�tzling eingehakt, ein paar schnelle Blicke nach rechts und links und �ber die Schulter als die Bahn einl�uft, dann schiebt sie die zierliche Frau mit den lupendicken Brillengl�sern ins Abteil.
Joanne Hutchinson geh�rt zu den Friedensbrigadisten, die in der kolumbianischen Gro�stadt Medellin bedrohte Menschenrechtler begleiten.
Von Uschi Entenmann
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Marta Soto ist eine dieser Bedrohten, eine Frau von Mitte drei�ig, die zehn Jahre �lter aussieht. Wenn sie von dem Tag erz�hlt, an dem ihre Freunde verschwunden sind, sinkt noch mehr in sich zusammen. Vier Jahre liegt der Fall zur�ck, doch kein Tag vergeht, an dem sie nicht an ihren letzten gemeinsamen Abend in ihrer Stammkneipe denkt, h�rt, wie Claudia �ber ihre beiden T�chtern schw�rmt und Angel, Vater von f�nf Kindern, davon redet, dass ihm die Paramilt�rs vor ein paar Tagen einen Drohbrief ins B�ro geschickt haben. Nichts ungew�hnliches f�r ein Mitglied der Asfaddes, einer Organisation, in der Angeh�rige von Entf�hrten darum k�mpfen, dass F�lle von Menschenraub in Kolumbien aufgekl�rt werden. Zugleich eine unmissverst�ndliche Warnung, die ernst zu nehmen ist. Wie ernst, das erfuhr Marta Soto am n�chsten Morgen, als Claudias Mann anrief und nach seiner Frau fragte. Von b�sen Ahnungen geplagt, w�hlte sie Angels Telefonnummer. Seine kleine Tochter meldete sich und sagte, ?Papa ist nicht nach Hause gekommen.?
W�hrend sie aus der Metro steigt, k�mpft sie mit den Tr�nen. Nicht weit vom Parque Berrio entfernt, in Sichtweite von Boteros ?La Gorda?, der Bronzestatue, �ber deren Rundungen auch heute morgen vergn�gt quietschende Kinder rutschen, hatte eine Zeugin beobachtet, wie mehrere M�nner Claudia und Angel an der Bushaltestelle in ein Auto gezerrt hatten und davon gerast waren.
?Seitdem lassen wir Marta nicht mehr allein auf die Stra�e?, erkl�rt Joanne Hutchinson auf dem Weg zum Asfaddes-B�ro, immer noch wachsam nach rechts und links blickend, auch nachdem sie mit ihrem Sch�tzling die T�r zum B�ro passiert hat.
Autorin: Uschi Entenmann / Zeitenspiegel
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Oben links:
"Wir lassen Marta nicht allein auf die Stra�e", sagt Joanne Hutchinson, ihr Schutzengel.
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Oben rechts:
Die Friedensaktivisten Paul aus Kanada und Joanne aus England.
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Photos:
Uli Reinhardt / Zeitenspiegel |
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