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Die R�ckkehr der W�stenritter |
Am 4. Oktober 1994 wurde Jean Claude Berberat in Mali erschossen. Der Schweizer Konsul war zwischen die Fronten des B�rgerkriegs geraten und von der Regierung verd�chtigt worden, mit den rebellierenden Tuareg unter einer Decke zu stecken. Berberat ist eines von tausenden Opfern eines Konfliktes, der noch heute andauern w�rde, h�tten nicht zwei Deutsche und ein Tuareg die Kriegstreiber an einen Tisch gezwungen. Motto: Geld gegen Friede. Das Konzept wirkt. Seit zehn Jahren.
von Uschi Entenmann/Zeitenspiegel
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Die W�stenstadt lebt. Die Stra�en von Dir� im Norden Malis sind erf�llt von Geschrei, Ger�chen und Gefeilsche. Schwarze Marktfrauen in fahnenbunten Gew�ndern sitzen vor Gew�rzbergen auf ihren Matten; dahinter der Hafen, wo Pirogen auf dem tr�ge flie�enden Niger schaukeln. Flussaufw�rts legen die Fischer ihre Netze aus, Frauen waschen ihre W�sche im lehmbraunen Wasser, mitten im Strom baden zwei Flusspferde.
Yehia Ag Mohammed Ali h�lt Hof. Auch seinetwegen kommen viele in die Stadt, doch das muss noch warten. Erst am Abend, wenn das Marktgeschrei verklingt, wenn die Frauen ihre Kinder in T�cher h�llen und auf den R�cken binden, die verbliebene Ware, Kr�uter, Salz und Gew�rze, in Bast verpacken und, die Bastballen auf dem Kopf balancierend, in die Pirogen steigen, die sie zur�ck in ihre D�rfer flu�abw�rts bringen � erst dann tritt Yehia Ag Mohammed Ali in den Hof. Sofort wird er umringt von M�nnern, die ihn mit Fragen bedr�ngen. Sie brauchen Wasserpumpen, einer fordert B�cher f�r die Schule, zwei streiten sich um die Verteilung des Ac kerlandes. Yehia beantwortet erstmal keine der Fragen, wickelt in aller Ruhe seinen Turban ab, l�sst sich eine Kanne Wasser bringen, w�scht sich die F��e und wendet sich in Richtung Mekka, um zu beten. Die M�nner folgen seinem Beispiel, danach bilden sie, nun etwas ruhiger, einen Kreis um ihn.
Frieden ist mit diesem Mann �ber das Land gekommen wie ein warmer Regen �ber die W�ste. Mali ist nackt. Wo Yehia auftaucht, beginnt, ein Wunder ist�s, das graue, karge Land schon bald zu bl�hen, wogen gr�ne Felder von Getreide, Hirse und Weizen, wo vorher nur Sand und Dornen waren. Vor neuen Lehmh�tten spielen Kinder, als h�tte es niemals Krieg gegeben. Schwarze und Tuareg, die sie �Roth�ute� nennen, w�hrend der Rebellion strikt getrennt, balgen heute als bunte Schar gemeinsam durch den Staub, necken die Ziegen, plantschen im Niger. Sie wissen nicht, dass sie dies den Deutschen zu verdanken haben, und Yehia Ag Mohammed Ali, Sohn eines Marabut, eines Stammesweisen. Stolz wie sein Vater, manchmal aufbrausend wie viele Tuareg, geschickt und geduldig. Doch mit eine Herz so gro�, dass er �ber jahrhundertealte Stammesfehden hinweg eine Schwarze geheiratet hat, eine vom Stamm der Bambara.
Die Zusammenarbeit von Yehia Ag Mohammad Ali und den beiden Deutschen ist eine Erfolgsgeschichte, die dieser Kontinent so dringend braucht wie ein Verdurstender in der W�ste das Wasser. Es ist auch ein Lehrst�ck, wie relativ der Wert des Geldes ist, so relativ wie der Wert von Wasser in der W�ste: achtlos versch�ttet, versickert es in wenigen Sekunden. Yehia Ag Mohammad Ali hat keinen Tropfen versch�ttet. Die M�nner, die sich um sein Haus in Dir� scharen, wissen, dass Yehia Geld zu vergeben hat, deutsches Geld. Es ist viel f�r ihre Verh�ltnisse, doch sie wissen auch: Dieses Geld gibt es nur, wenn Frieden herrscht.
Kompletter Text
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Oben links:
: Mali ist nackt, karg und grau. Seit den beiden D�rreperioden in den siebziger und achtziger Jahren finden die Tuareg, traditionelle Viehz�chter, kaum noch gen�gend Weideland f�r ihr Vieh. |
Oben rechts:
Dofana ist ein einflussreicher Sippenchef, ein Marabut, ein islamischer Scriftgelehrter. Er sitzt immer dabei, wenn es etwas zu verhandeln gibt. |
Photos:
Uli Reinhardt / Zeitenspiegel |
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