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Der georgische Puppenspieler |
Mamuka ist ein Puppenspieler. Der Gerogier bastelt die Puppen f�r seine Auff�hrungen selbst. Zuerst moduliert er K�pfe aus Papierbrei oder Gips. Seine schlanken Finger formen traurig drollige Z�ge in den Werkstoff. Skizzen macht sich Mamuka vorher nie, die Gesichter seiner kleinen Helden entstehen einfach so, und danach die Geschichte, die der Georgier erz�hlen will.
Das Spiel mit Kulissen und Figuren sind die Werkzeuge des 38j�rhigen Mannes, um in dem von ethnischen Unruhen heimgesuchtem Land am Kaukasus eine Gegenwelt aufzubauen. �Ich versuche Stereotypen aufzubrechen und Vorurteile zu entkr�ften�, erkl�rt er mit seiner wohlklingenden Tenorstimme. Mit kleinen Episoden, die Mamuka im nu zu zaubern versteht, versucht er in den K�pfen der Zuschauer den Kreislauf von Gewalt und ethnischen Hass aufzubrechen. Mamuka dirigiert nicht nur gebastelte Puppen. Er hat die Gabe Jugendlichen verschiedener ethnischer Herkunft aus Georgien zu spontanem Theaterspiel zu begeistern. Unter seiner behutsamen Regie ermuntert er Jugendliche zu Rollenspielen, in denen Konflikte l�sbar werden, �ohne sich die Sch�del einzuschlagen.�, wie Mamuka erkl�rt.
Zwei braune Augen geben dem l�nglichen Gesicht eine sanfte Duldsamkeit. Die hohe Stirn ist von einem Haarkranz umgeben. Der hagere Mann sitzt in seiner sp�rlich eingerichteten Wohnung: Ein Sofa, Fernsehen, ein Tisch und an der vergilbten Tapete ein Farbposter. Zwei Kinder springen durch die Wohnung und spielen mit Mamukas Puppenk�pfen. Vom Fenster aus er�ffnet sich ein Panoramablick �ber Tiflis. Die Wohnung liegt im siebten Stock eines heruntergekommen Plattenbaus auf einer der Anh�hen der georgischen Hauptstadt.
Der studierte P�dagoge hat die blutige Geschichte des kaukasischen Staat hautnah miterlebt. Unter Maschinengewehrfeuer musste er duckend durch die engen Gassen der georgischen Hauptstadt hasten, um Brot f�r seine Familie holen gehen. �Kurz bevor ich mit ein paar Laib Brot das Haus erreichte, schlug direkt neben meinem Kopf eine Kugel in den Torrahmen�, erinnert sich Mamuka.
In den Strassen Tiflis k�mpften nach der Unabh�ngigkeit Georgiens 1991 die Anh�nger des ersten georgischen Pr�sidenten Swiad Gamsachurdia gegen die Parteig�nger Eduart Schewardnadse, der der zweite Pr�sident des kaukasischen Staates werden sollte. �Im Anfang war ich begeistert von Gamsachurdia�, erinnert sich Mamuka,� meine Familie und viele meiner Freunde unterst�tzen ihn�. Dessen Idee einer kulturelle Wiedergeburt Georgiens h�tten sie alle in den Bann geschlagen, zu dem war der erste Pr�sident Georgeins ein gefeierte Schriftsteller gewesen, dessen Werke alle mit Begeisterung gelesen h�tten. �Doch ich habe erkannt, dass man im Kaukasus eine nationale Identit�t nicht gegen andere errichten kann, das f�hrt nur zu Tod und Verderben.�, sagt Mamuk.
Georgien blieb von dieser Lektion nicht verschont. Das kleine kaukasische Gebirgsland mit knapp 4.4 Millionen Einwohnern ist ein Vielv�lkerstaat. Neben knapp 65 Prozent Georgiern leben Aserbaidschaner, Armenier, Abchasen, Osseten, Russen und vielen weitere kleiner Nationen in dem kaukasischem Staat und jeder Bev�lkerungsgruppe hat seine eigene Religion und Kirche. In der mittelalterlich gepr�gten Altstadt der georgischen Hauptstadt stehen die Kirchen der armenischen, georgischen und russischen Orthodoxie, es gibt eine Synagogen und Moscheen der aserbaidschanischen Minderheit. Ein blutiger B�rgerkrieg f�hrte zu einer faktischen Abtrennung Abchasiens und Ossetiens von dem georgischen Staatsgebiet. Der ethnische Konflikt kurz nach der Unabh�ngigkeit entwickelte sich zu einer reglerechten Blutorgie, in dessen Verlauf viele tausend Menschen aus ihren Heimatorten vertreiben worden und nach wie vor in Fl�chtlingsunterk�nften ausharren. Abchasien hat ein de facto Autonomie erk�mpft. Bisher ist keine L�sung in Sicht. �Zuviel Grausames ist geschehen, so dass die Georgier und Abchasen f�r lange Zeit sprachlos bleiben werden�, bef�rchtet Mamuka.
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Reportage demn�chst in Vollversion
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Oben links:
Gevork (links), armenischstaemmiger Georgier aus Akhaltsikhe in Suedwest-Georgien vor seinem Zelt in einem staatlichen Jugendlager. Das Camp ist vom Kulturministerium organisiert. Gevork versucht durch aktive Mitarbeit in einem von insgesamt vier von World-Vision unterstuetzten unabhaengigen Jugendzentren gegen ethnische Vorurteile, Ausgrenzung und Diskriminierung anzugehen. |
Oben rechts:
Mamuka im Studio des staatlichen georgischen Fernsehens in Tblissi mit einigen von ihm entwickelten und gebauten Puppen. |
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