Studio Mozaik startet Arbeit

Am Montag, 19. Mai 2014, wird in Abidjan, der Hauptstadt der Elfenbeinküste, ein weiterer Meilenstein für unabhängigen Journalismus gesetzt: Im brandneuen Studio Mozaik lernen vierzehn Studentinnen und Studenten, wie Radio gemacht wird: Drei Monate lang werden sie sich theoretisch vetraut machen mit den unterschiedlichen Radioformaten – wie Debatte und Interview, Reportage, Dokumentation und Nachrichtsendung. Im August folgen dann drei Praxismonate, in denen sie das Erlernte selbst umsetzen werden.

Die Hälfte der jungen Leute können mindestens mit einem universitären Bachelor-Abschluss aufwarten, die anderen sind von sieben der rund vierzig Partnerradios im ganzen Land entsandt. Über zwei Jahre hinweg wird Studio Mozaik so insgesamt achtzig Student/innen und junge Journalist/innen ausbilden.

Peace Counts hat seit 2009 mehrere Journalisten-Workshops in der Elfenbeinküste veranstaltet und verstetigt mit Studio Mozaik diese Arbeit. Das Projekt wird vor Ort von der ivorischen Fondation Docteur Peter Graze umgesetzt. Radioexpertise steuert die Schweizer Fondation Hirondelle bei, finanzielle Mittel die Europäische Union.

Die von ihrem jetzigen Vizepräsidenten Souleymane Oulai gegründete Fondation Docteur Peter Graze leistet ihre Arbeit im Geiste ihres Namenspatrons, der bis zu seinem Tod im Jahre 2010 das Projekt Peace Counts on Tour koordiniert hatte. Die Fondation Hirondelle engagiert sich mit ähnlichen Projekten auch in anderen Krisen- und Konfliktregionen – so im Kongo, in Mali, im Südsudan, in Tunesien und in der Zentralafrikanischen Republik.

In einem vom Bürgerkrieg noch gezeichneten Land, wo Medien traditionell nur politischen Machteliten zuarbeiten, ist professionell, ausgewogen and verantwortungsvoll praktizierter Journalismus dringend geboten. Diesem Gedanken entspricht der Lehrplan, den der afrikaerfahrene Radiojournalist und ehemalige Sprecher der UNO-Friedensmission im Kongo, Claude Cirille, entwickelt hat. Dem Pädogogischen Leiter stehen acht Mitarbeiter/innen praktisch zur Seite – unter ihnen drei Lehrkräfte, ein Techniker, ein Webmaster und ein Finanzchef.

Studio Mozaik sendet vorerst nicht selbst, sondern stellt seine Produktionen den Partnerradios online zur Verfügung. Die vornehmlich auf Französisch gehaltenen, zum Teil aber auch in den vier wichtigsten Regionalsprachen des Landes ausgestrahlten Programme bieten vor allem Nachrichten und Informationen zur Elfenbeinküste. Fördern sollen diese Sendungen die nationale Aussöhnung, den sozialen Zusammenhalt, die Menschenrechte, die kulturelle Vielfalt und die Zivilgesellschaft in der Elfenbeinküste.

Studio-Mozaik-Projektleiter Tilman Wörtz von der Reportage-Agentur Zeitenspiegel sieht am Horizont allerdings auch schon eine eigene Sendefrequenz, “wenn im Zuge der Präsidentschaftswahlen der Telekommunikationsmarkt liberalisiert wird”. Mit der zuständigen Regulierungsbehörde würden deshalb schon “intensive Gespräche” geführt.

Im Rahmen des Projekts “Peace Counts” hat Tilman Wörtz Ende Januar bereits einen von drei geplanten Praxis-Workshops für jeweils zwölf Journalist/innen aus den Partnerradios geleitet (siehe unser Bild). Zudem wird erneut ein Geschichtenerzähler durchs Land reisen und den Menschen Lust auf Radio machen – auf das Medium, das in dem westafrikanischen Staat auch mit Abstand am meisten Menschen erreicht.