Friedensgipfel für Zivilgesellschaft

Zum ersten Mal werden sich im nächsten Jahr rund 30 Friedensstifter/innen aus aller Welt in Berlin versammeln, um über die Rolle der Zivilgesellschaft zu beraten. Gemeinsam ist ihnen, dass sie aus Konfliktregionen kommen, zu den herausragenden Persönlichkeiten auf ihrem Gebiet gehören und mit ihren Organisationen nachweislich wirksam am Friedensprozess ihres Landes arbeiten.

Ziel des „Global Peacebuilder Summit“ ist es, diese Schlüsselakteure in ihrem Engagement zu stärken, ihre Arbeit in der Öffentlichkeit bekannt und die Vernetzung untereinander möglich zu machen. Der Gipfel wird veranstaltet von der Culture Counts Foundation in Kooperation mit dem Auswärtigen Amt, das ihn auch finanziell fördert. Weitere Partner sind die Helga Breuninger Stiftung, die Berghof Foundation, Ashoka und das Netzwerk “der kongress tanzt”.

Das Geschehen in Krisen- und Postkonfliktregionen ändert sich oft schnell und dramatisch. Deshalb ist es wichtig, die Expertise derjenigen, die vor Ort an Friedensprozessen arbeiten, regelmäßig einzuholen. Brennende Themen des Gipfels werden sein:

  • Wie kann die Zivilgesellschaft noch wirksamer werden?
  • Was sind Grenzen zivilgesellschaftlichen Engagements?
  • Welche Form von Intervention und Unterstützung wünschen sich Friedensstifter von der Internationalen Staatengemeinschaft?
  • Wie kann sich ein Staat wie Deutschland engagieren, ohne die Eigenkräfte einer Gesellschaft zu schwächen?

Die Thematik lässt uns nicht unbeteiligt. Von erfolgreichen Friedensmacher/innen können wir auch für die Konflikte in unserer eigenen Gesellschaft lernen, wie sie sich etwa in der Flüchtlingsfrage zeigen. Die Welle von Asylsuchenden und Migranten zeigt auf drastische Weise, wie sehr uns die Folgen von Gewalt und Krieg betreffen.

Typische Teilnehmer/innen des Gipfels sind jene Friedensstifter, die das Projekt Peace Counts seit zwölf Jahren porträtiert - hier einige Beispiele:

  • Pastor Dr. James Wuye und Imam Muhammed Ashafa, Nigeria: Einst als Milizenführer Erzfeinde, haben sie nach ihrer persönlichen Versöhnung gemeinsam das Interfaith Mediation Center in Kaduna aufgebaut. Im besonders konfliktreichen nigerianischen „Middle Belt“ etablieren sie Frühwarnsysteme gegen religiöse Gewalt, schulen Führungspersönlichkeiten beider Religionen gemeinsam in gewaltfreier Konfliktlösung, nutzen Massenmedien für Friedenserziehung.
  • Dishani Jayaweera, Sri Lanka: In dem Land, das jahrelang unter einem der blutigsten Bürgerkriege überhaupt litt, bringt er junge Menschen aus den verschiedenen Volks- und Religionsgruppen zusammen. Sie fotografieren die eigene Lebenswelt und teilen die Bilder mit Angehörigen der jeweils anderen Communities. Die universelle Sprache der Fotos verbindet und ermöglicht Dialoge über eine friedliche Zukunft der Insel. Die Organisation CPBR, die Dishani leitet, bringt auch religiöse Führer zusammen - Tamilen, Singhalesen und Muslime - und hat gezeigt, dass Verständigung zwischen ihnen möglich ist.
  • Nava Sonnenschein, Israel: In dem jüdisch-arabischen Dorf Neve Shalom/Wahat al-Salam leitet sie die School for Peace. Nava hat dort eine besondere Methode für Begegnungen junger Palästinenser und Israelis entwickelt, die nicht auf persönlicher Sympathie basiert, sondern den Gruppenkonflikt und seine tiefgreifenden Ursachen und Konsequenzen zum Thema kritischer, von Supervisoren betreuter Dialoge macht. Diese Methodik wurde mittlerweile in anderen Konfliktregionen weltweit übernommen.
  • Babloo Loitongbam, Manipur: Der Anwalt und Gründer der Organisation Human Rights Alert setzt sich für die Beachtung von Menschenrechten in den acht Bundesstaaten im Nordosten Indiens ein. Dort gilt ein Sonderermächtigungsgesetz, das der Armee das Recht gibt, allein auf Verdacht terroristischer Umtriebe hin Menschen zu erschießen. Die Organisation bewies in 1528 Fällen, dass dabei Unschuldige getötet wurden, und trug dazu bei, die außergerichtliche Gewalt entscheidend einzudämmen.

Der Global Peacebuilder Summit versteht sich als lernende Organisation, die Erkenntnisse über wirksames Engagement der Zivilgesellschaft sammelt und bei Gipfeln in regelmäßigen Abständen weiterentwickelt. Der erste findet im September 2016 statt, zum Teil in der Nähe von Potsdam, zum Teil in Berlin. Fragen dazu beantwortet gerne der Gesamtkoordinator Michael Gleich: [email protected].